Zur Abkühlung
von Gizzy Duststar

Ich zitiere The Cricket (formerly known as W): "Ich glaube, die Katze ist durch."

Ein absolut erfreuliches Kinoerlebnis ist der südkoreanische Blockbuster "Gwoemul" (aka "The Host", Regie: Bong Joon-Ho)!



Eigentlich besuchte ich das Filmcasino, um einmal einen richtig grausigen Horror-Monster-Film zu sehen und die Nackenhaare der anderen BesucherInnen mit meinen schrillen Schreien zu sträuben. Jedoch wurde ich von einer Familiengeschichte mit extrem politischen Hintergrund überrumpelt.
Obgleich die kollektiven Großgefühlsausbrüche irritieren, ist die mütterfreie Familie ungeheuer liebenswürdig. Sie besteht aus dem tollpatschige Helden Park Gang-Du (zum Knutschen: Song Kang-Ho), der mit seinem Vater Hie-Bong einen Essensstand auf der Picknickwiese am Flussufer betreibt, der Profi-Bogenschützin Nam-joo und dem arbeitslosen Ex-Studenten Nam-Il. Allesamt machen sie sich auf, die entführte Tochter von Gang-Du, Hyun-Seo, zu suchen und müssen, vom Monster abgesehen, gegen Polizei, Militär und Ärzteteams kämpfen. Das chemisch generierte Untier regt deshalb nicht zum Fürchten an, da es sichtbar und ungeniert herumtrampelt. Genauso vorbehaltslos fließt das Blut. Das Verhalten von "The Host" ist grausamer, realer und banaler als wenn ein Alien-Ästhetikfilter drübergelegt worden wäre.
In der letzten Viertelstunde setzt der wahre Horror ein.

So, deine Stimmung ist hin? Entschuldige mal. Ist doch komisch. Seine Stimmung ist hin, weil ich nicht schwanger werden will. Und du willst ein Genosse sein?
Weißt du, wessen Genosse du bist? Ein Schwanzgenosse bist du!
Oh ja, mit ihm denkst du, er ist dein Genosse! Er ist katholisch - imperialistisch - plutokratisch - freimaurerisch - repressiv geblieben. Schau ihn mal genauer an. Er hat eine Kardinalsmütze auf dem Kopf. Steht im Generalsrang und hat unten Faschistenbommeln! Ja!

aus: "Wir haben alle die gleiche Geschichte" in: Nur Kinder, Küche, Kirche" (Tutta casa letto chiesa) von Dario Fo und Franca Rame, S. 60f

Der junge Herr (hat sie zum Diwan gezogen, sich nahe neben sie gesetzt).
Ich habe viel über Sie nachgedacht. Ich weiß, Sie sind unglücklich.

Die junge Frau (erfreut).
Ja.

Arthur Schnitzler, Reigen, Zehn Dialoge, geschrieben Winter 1896-97

Vorher

Madame Isabelle Merrió

Nachher

Gizzy Duststar, von ihrer Aufsteckfrisur (gesteckt für die Chez Moulin Rouge-Promotion) befreit.
23.6.2007 16:26