Antipsychiatrie
"Antipsychiatrie" bezeichnet eine Haltung, die die institutionelle Psychiatrie ablehnt. In Statt Psychiatrie berichten Psychiatriebetroffene, Anwält/inn/e/n, Mediziner/innen, Therapeut/inn/en, Psychiater/innen und Angehörige von ihrer anti- und nichtpsychiatrischen Arbeit, ihren Zielen, Therapieansätzen und Erfahrungen.
"Erste Zweifel an der 'Heilung' von 'psychischer Krankheit' kamen mir in den 70er Jahren, als ich Klinische Psychologie studierte. Ich erinnere mich an meine ersten Begegnungen mit 'psychischer Krankheit'. Irgend etwas in mir sträubte sich, die 'therapeutische Distanz' zu akzeptieren, welche die Verrückten in eine bestimmte Ecke rückt, sie zu 'psychisch Kranken' macht – zu PatientInnen, die sich behandeln lassen müssen. Intuitiv ahnte ich, dass dies nichts mit der historischen Bedeutung von Verrücktheit zu tun hatte. Ich erinnere mich an die Menschen, die man mir als 'Patientinnen' und 'Patienten' vorstellte. Die meisten waren arm, arbeitslos, AußenseiterInnen oder (körperlich) krank. Es gab auch Kinder, die von ihren Eltern ausgesetzt worden waren. Es war, wie Franco Basaglia mir einige Jahre später klar machte, eine Ansammlung von perspektivlosen Menschen, die nichts zu essen hatten und niemanden, der für sie sorgte. Diese Bedingungen waren es, die man in ein 'wissenschaftliches Problem' verwandelte, um es durch die Isolierung vom 'gesunden' Teil der Gesellschaft zu lösen. Ich begriff, dass Verrücktheit, so wie ich sie hier beschreibe, nur ein Grund unter vielen ist, in der Psychiatrie zu landen."
aus: Sylvia Marcos, Persönliche Beweggründe für antipsychiatrisches Handeln" 1993
"Erste Zweifel an der 'Heilung' von 'psychischer Krankheit' kamen mir in den 70er Jahren, als ich Klinische Psychologie studierte. Ich erinnere mich an meine ersten Begegnungen mit 'psychischer Krankheit'. Irgend etwas in mir sträubte sich, die 'therapeutische Distanz' zu akzeptieren, welche die Verrückten in eine bestimmte Ecke rückt, sie zu 'psychisch Kranken' macht – zu PatientInnen, die sich behandeln lassen müssen. Intuitiv ahnte ich, dass dies nichts mit der historischen Bedeutung von Verrücktheit zu tun hatte. Ich erinnere mich an die Menschen, die man mir als 'Patientinnen' und 'Patienten' vorstellte. Die meisten waren arm, arbeitslos, AußenseiterInnen oder (körperlich) krank. Es gab auch Kinder, die von ihren Eltern ausgesetzt worden waren. Es war, wie Franco Basaglia mir einige Jahre später klar machte, eine Ansammlung von perspektivlosen Menschen, die nichts zu essen hatten und niemanden, der für sie sorgte. Diese Bedingungen waren es, die man in ein 'wissenschaftliches Problem' verwandelte, um es durch die Isolierung vom 'gesunden' Teil der Gesellschaft zu lösen. Ich begriff, dass Verrücktheit, so wie ich sie hier beschreibe, nur ein Grund unter vielen ist, in der Psychiatrie zu landen."
aus: Sylvia Marcos, Persönliche Beweggründe für antipsychiatrisches Handeln" 1993
gizzy duststar - 21. Feb, 16:54
@ Antipsychiatrie
1) die moderne Psychiatrie sollte man nicht fürchten, es gibt sehr fortschrittliche therapeutische angebote, zumindest auf dem papier und auch gute psychotherapeutische ansätze (sehr gute)
2) gibts die moderne psychiatrie noch immer nicht überall: grund sind nicht nur alte biologische psychiatieansätze (übrignes gibt es seit 2007 wieder eien uniklinik für biologische psychiatrie), sondern vor allem kostengründe und in unserer zeit wo man lernt jeder muss auf sich selbst schauen und der andere nimmt einen alles weg, kein interesse an psychisch kranken
gab es 1980 die psychiatriereform aufgrund oben genannter bewegung
heute wäre zeit für eine 2te psychaitriereform, gibts aber net
3) ist es gefährlich den menschen, gerade die psychisch krank sind, und die gibt es leider und da hilft es nichts diagnosen oder so anzuzweifeln, zu sagen psychaitrie ist schlecht!
weil es zumindest nach der psychiatrie psychotherapeuten udn auch neue medikamnete gibt die helfen können und etwas nicht zu bennen oder zu leugnen nichts daran ändert das manche menschen hilfe brauchen
denk ich auch.
was sagst du, mireth?
ein schizophrener beispielsweise ist in diesem stadium der erkrankung auch nicht mehr er selbst und in seiner wahrnehmung, auffassung und verarbeitung extrem eingeschränkt. da hilft "gutes zureden" überhaupt nicht. in diesem fall muss man versuchen, die gestörte chemie im hirn mit diversen substanzen wieder - so gut es geht - ins gleichgewicht zu bringen. und wieder geb ich drever recht: es gibt mittlerweile gute arzneien dafür. auch wenn man gerade in der pharmakologie natürlich noch vieles verbessern kann (und wird) ist es doch schon erheblich besser als noch vor 10 jahren. elektroschocktherapien sind gottseidank obsolet...